Sofonisba Anguissola – die Malerin
Nach der Lineages-Serie war klar: Konzepte machen Spaß. Also suchte ich gezielt nach Malerinnen des 15. und 16. Jahrhunderts. Artemisia Gentileschi konnte doch nicht die einzige gewesen sein! Und sie war es nicht. Es gab eine ganze Reihe von Frauen, die malten – und zum Teil auch Erfolg hatten. Man musste sie nur finden. Die erste, mit der ich mich beschäftigte, war Sofonisba Anguissola. —
Tetrapak-Druck, Adaption, Sofonisba-Serie 01, Selbstporträt, Sofonisba Anguissola, ca. 1554 –
Im 16. Jahrhundert hätte man es kaum erwartet: Sofonisba Anguissola war eine erfolgreiche Künstlerin. Als ältestes von sieben Geschwistern wuchs sie in einer Familie auf, in der humanistische Bildung allen Kindern zugänglich war – den sechs Töchtern ebenso wie dem Sohn. Sie erhielt eine künstlerische Ausbildung, wurde von ihrem Vater gefördert und erwarb sich früh einen hervorragenden Ruf als Porträtmalerin.
Sofonisba wurde an den spanischen Königshof berufen, wo sie Elisabeth von Valois unterrichtete, mit der sie eine enge Freundschaft verband. Sie heiratete, wurde früh Witwe, heiratete erneut, malte und gab Malunterricht. Rubens und van Dyck besuchten sie und äußerten Bewunderung.
Große Leinwände mit mythologischen oder biblischen Themen galten jedoch als unschicklich für eine Frau. Daher konzentrierte sie sich auf kleinere Formate, Porträts und Szenen aus dem persönlichen Umfeld. Sofonisba Anguissola erreichte das bemerkenswerte Alter von 93 Jahren. Nach ihrem Tod geriet ihr Werk jedoch für lange Zeit in Vergessenheit.
