Lineages 05 – die zweite Urgroßmutter

Tetrapak-Druck, Adaption nach Vaillant, Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, ca. 1690 —

Sophie Dorothea (1666–1726) wuchs in Celle als Tochter des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg auf. Ihre Eltern, der Herzog und seine Frau, die Hugenottin Eleonore d’Olbreuse, verband eine ungewöhnlich liebevolle Ehe, und auch Sophies Kindheit war von Zuneigung und Warmherzigkeit geprägt. Aus dynastischen Gründen musste sie jedoch gegen ihren Willen ihren Cousin heiraten. Ihre Schwiegermutter, einst von Sophies Vater als Verlobte abgelehnt, verachtete sie und nannte sie „Bastard“ und „Mausdreck im Pfeffer“. Nach der Geburt zweier Kinder war die Ehe zerrüttet. Während ihr Mann offen mit einer Mätresse lebte, begann Sophie eine Affäre mit dem General Graf von Königsmarck und plante, mit ihm zu fliehen. Der Plan flog auf: Königsmarck verschwand unter bis heute ungeklärten Umständen. Zeitgenössische Gerüchte behaupteten, August der Starke habe wochenlang nach seinem General suchen lassen. Offiziell galt Königsmarck als „verschollen“. Zuvor hatte er die Liebesbriefe an den schwedischen Grafen Löwenhaupt übergeben. Dessen Erben wollten den pikanten Schriftwechsel zu Geld machen, doch ihre Gier führte dazu, dass der Hof in Hannover die Echtheit der Briefe schlicht bestritt.
Sophie bestand auf einer Scheidung – ein folgenschwerer Fehler. Im Prozess wurde sie wegen „böswilligen Verlassens“ ihres Ehemannes allein schuldig gesprochen. Sie durfte nie wieder heiraten und ihre Kinder nie wiedersehen. Bis zu ihrem Tod 1726 lebte sie auf Schloss Ahlden in der Lüneburger Heide – streng bewacht, wie eine Gefangene, dreißig Jahre lang. Nach ihrem Tod untersagte ihr Ex-Mann jegliche Trauerbezeugungen in Hannover.