Kleine Esel, Gagarin und David Hockney

Meine Stärke liegt nicht im Erfinden abstrakter "neuer" Konzepte. Ich brauche etwas Konkretes, um etwas daraus zu machen. Adaptionen, Bearbeitungen, Übermalungen – darin fühle ich mich zuhause. —

Nach ein paar Drucken mit Zufallsmotiven (Esel, Alpakas, Fotoschnipsel) landete ich schnell bei den Alten Meistern. Dort drohten keine Urheberrechtsprobleme, und ein Transfer in eine andere Technik war Umgestaltung genug – also recht sicher.
Anfangs kopierte ich Gemäldeausschnitte auf Papier und übertrug die Grundlinien mit Kohlepapier auf die Platte (Tetrapak, später Zink), später half eine Tracing-App. Manches vereinfachte ich, weil nicht alles 1:1 aus einem Gemälde in die Radierung passte. Schon gar nicht, wenn man in sehr kleinen Formaten arbeitete. Das Tracen der Linien erleichterte den Prozess erheblich.
Mein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen – spätestens seit Hockneys Geheimes Wissen klargestellt hatte, dass optische Hilfsmittel schon immer Teil der Kunstproduktion waren.

Trotzdem denke ich manchmal: Ich sollte wieder Aktzeichnen üben. Zeichnen verlangt Disziplin und Wiederholung – es sei denn, man ist hyperbegabt. Ich bin es nicht. Eher hyperneugierig, schnell verliebt in neue Dinge.

Die Anschaffung einer Camera Lucida war übrigens spannend. Aber: schwerer einzusetzen, als man glaubte.

// zufällige Motive: Yuri Gagarin, kleine Esel, Rote Beete. Der "Nudeldruck" lässt vollflächig schwarze Flächen zu. Man knibbelt einfach die oberste Tetrapakschicht ab.